Arranca! Linke Zeitschrift Nr. 30

S. 53 Augenpulver / Buchbesprechungen

 

Endlich gibt es eine umfassende Darstellung einer auch in linken Kreisen oft übersehenen Vorfeldorganisation der KPD in der Weimarer Republik: Der Roten Hilfe.

Dabei war sie die größte und auch außerhalb kommunistischer Kreise angesehenste aller der KPD nahe stehenden Organisationen, weil sie sich nicht nur für KPD-Mitglieder, sondern für alle Linken, die von politischer Repression betroffen waren, einsetzte.

Die SPD verbot ihren Mitgliedern den Beitritt zur RH, für die bürgerlichen Behörden war sie eine besonders gefährliche Organisation und die KPD zwang ihr ihre Eskapaden wie die Sozialfaschismustheorie und den Nationalkommunismus auf. Trotzdem blieb die RH eine funktionsfähige Organisation, die auch über die Partei hinaus Unterstützung leisten konnte.

Anschaulich werden beispielsweise die Kampagnen für Sacco und Vanzetti, Max Hölz, Carl Peters u.a. geschildert. Auch ihr Einsatz für umstrittene Gestalten wie Richard Scheringer und Claus Heim, die eher der politischen Rechten angehörten, wird nicht unterschlagen. Kritisch setzt sich Brauns mit dem Verhältnis der RH zur politischen Repression in der Sowjetunion unter Stalin auseinander.

Das buch ist auf eine angenehme Art parteiisch und gleichzeitig so akribisch recherchiert, dass es auch wissenschaftlichen Ansprüchen genügt. Es ist ungewöhnlich großformatig, mit vielen Bildern und Faksimiles. So macht nicht nur das Lesen, sondern auch schon das Durchblättern Spaß. Das Buch sollte im Regal von keinem/ keiner fehlen, der/ die sich für die Geschichte der Linken interessiert.

 

AB