Erinnerung an eine jüdische Buchhändlerfamilie

Eine Ausstellung im Münchner Jüdischen Museum

 

Der noch heute gültige Ruf der Stadt München als einer Kunst- und Antiquitätenmetropole von internationaler Bedeutung hat seinen Ursprung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Diese Entwicklung war von einer Reihe von Unternehmerpersönlichkeiten geprägt, unter denen die jüdische Familie Rosenthal einen herausragenden Platz einnimmt. Mit einer kleinen Ausstellung erinnert das Jüdische Museum in München nun an den Aufstieg dieser Buchhändlerfamilie zu Weltruhm.

 

1887 gründete der aus der schwäbischen Landgemeinde Fellheim stammende Ludwig Rosenthal mit einer Antiquariats-Buchhandelskonzession des Münchner Magistrats ausgestattet sein erstes Geschäft in der Isarmetropole. Galten alte Bücher vormals als normale Gebrauchsgegenstände, so wurden sie nun zunehmend zum begehrten Sammelobjekt und Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. Schon nach wenigen Jahren konnte das Geschäft der Brüder Ludwig und Jacques Rosenthal das Renomée von Sammlern, Antiquaren und Bibliotheken weltweit genießen. In München nahmen die Rosenthals lange Jahre eine Schlüsselstellung zwischen Kunst und Wissenschaft ein. Ihre Geschäfte wurden zum Anlaufpunkte für die Schwabinger Boheme wie für die Dozenten der Universität.

 

Die Ausstellung zeigt auch, wie Boykottmaßnahmen und die zunehmende Verfolgung durch das Naziregime schließlich die Familie Rosenthal zum Rückzug aus dem Antiquariatsgeschäft und zur Flucht aus Deutschland zwang. Die Firma wurde zwangsweise „arisiert“ und von einem Angestellten der Rosenthals übernommen. Mehrere Mitglieder Familienmitglieder kamen in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten um. Andere konnten im Ausland neue Antiquariatsgeschäfte eröffnen, von denen einige beispielsweise in Holland und den USA bis heute fortbestehen.

 

Die in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv und dem Münchner Stadtmuseum erstellte Ausstellung, die leider nur wenige Dokumente im Original zeigt, erinnert zugleich an ein wichtiges Stück Wirtschafts- und Kulturgeschichte und an ein Stück jüdischen Lebens in München. Ein umfangreicher Begleitband ist im Böhlau Verlag Wien erschienen.

 

Nikolaus Brauns

 

 

Jüdisches Museum München

Reichenbachstraße 27 Rgb.

Bis 22. Oktober 2003, Dienstag 14 – 18 Uhr; Mittwoch 10 bis 12 Uhr und 14 bis 18 Uhr; Donnerstag 14 bis 20 Uhr.