Der KPÖ-Anwalt

Egon Schönhof und die Rote Hilfe Österreichs

 

von Nick Brauns

 

Der am 9.April 1880 als Sohn eines Wiener Rechtsanwaltes geborene Dr. Egon Schönhof hatte sich in russischer Kriegsgefangenschaft unter dem Einfluss von Krieg und Oktoberrevolution vom liberalen Intellektuellen zum überzeugten Kommunisten gewandelt. Nach seiner Rückkehr nach Österreich 1920 wurde er zum Mitbegründer der Roten Hilfe Österreichs und bekannten „Anwalt der KPÖ“. Neben Parteifunktionären wie nach dem Polizeimassaker im Jul 1927 den Reichssekretär der KPÖ Johann Koplenig verteidigte er vor Gericht auch zahlreiche einfache Arbeiter. 1924 verteidigte Schönhof die beiden aufgrund ihrer antimilitaristischen Arbeit innerhalb der Armee angeklagten Kommunisten Guido Zamis und Gottlieb Fiala. Über den Prozess veröffentliche die Rote Hilfe die Broschüre „Soldatenschinderei in der Republik. Antimilitaristische Propaganda vor dem Klassengericht“, die auch eine Porträtzeichnung Schönhofs enthält. „Vor Gericht kamen Schönhof seine umfassende Gesetzeskenntnis sowie seine Klarheit des Verstandes und der Formulierung in höchstem Maße zustatten“, schreibt sein Biograph Engelbert Broda. „Nicht selten gestanden Richter und Staatsanwälte, selbst wenn sie gegen ihn voreingenommen waren, dass sie ganz im Banne der Argumentation des hochgewachsenen schlanken Mannes mit dem scharf profilierten Antlitz standen.“ In zahlreichen Fällen vertrat Schönhof auch politische Flüchtlinge, denen die Auslieferung an ihre Verfolgerstaaten drohte. „Wir müssen die breitesten

Kreise der Proletarier mobilisieren, wir müssen sie aufklären, dass die Durchbrechung des Asylrechts parallel zu den Angriffen der Bourgeoisie auf die Arbeiterschaft geht“, forderte Schönhof auf der zweiten Reichskonferenz der RHÖ.

 

Für die RHÖ verfasste Schönhof den Ratgeber „Wie verhält sich ein Proletarier vor Gericht“ – das Gegenstück zur fast gleichnamigen Broschüre des Justitiars der Roten Hilfe Deutschlands Felix Halle. Er arbeitete auch am „Rotbuch gegen Schobers Weißbuch“ der Roten Hilfe über das Polizeimassaker von Polizeipräsident Schober am 15.Juli 1927 vor dem Wiener Justizpalast mit.

Schönhof kandidierte 1927 und 1930 für die KPÖ zum Nationalrat, er war Mitbegründer des Bundes der Freunde der Sowjetunion und gehörte ab 1932 dem Vorstand der von Arnold Reisberg geleiteten Marxistischen Arbeiterschule MASCH  an, an der er im Januar 1933 in Wien eine Vorlesung über den Faschismus hielt.

 

Nach dem Schutzbundaufstand gegen die austrofaschistische Diktatur im Februar 1934 wurde der an den Kämpfen selber nicht beteiligte Schönhof „vorbeugend“ verhaftet, für zwei Jahre im Anhaltelager Wöllersdorf inhaftiert und anschießend unter Polizeiaufsicht gestellt. Wenige Stunden der Annexion Österreichs durch die Hitler-Faschisten 1938 wurde Schönhof verhaftet. Er kam zuerst ins KZ Dachau und später nach Buchenwald. Bemühungen, ihn durch ein Auslandsvisum frei zu bekommen, scheiterten. Wie Mithäftlinge nach der Befreiung 1945 berichteten, war es der 60jährige, der „Mitgefangene sogar in den schwersten Tagen durch seine Worte aufrichtete.“ Zwei Wochen nach seiner Überstellung in das KZ Auschwitz wurde der durch die Strapazen der Haft schwer angeschlagene Egon Schönhof wohl am 19. Oktober 1942 von der SS mit einer Benzininjektion als „Körperschwacher“ ermordet.

 

 

Literatur:

 

Engelbert Broda: Dr. Egon Schönhof, in: Aus der Vergangenheit der KPÖ. Aufzeichnungen und Erinnerungen zur Geschichte der Partei. Wien 1961, S.37-41; Willi Weinert: Dr. Egon Schönhof – Der Anwalt an der Seite des Proletariats – Ein Name bekommt ein Gesicht, Mitteilungen der Alfred Klahr Gesellschaft 1/2007, S.5-9.